gut

Ich wollte eine Abendlektüre, die man abends vor dem Einschlafen liest - daraus wurde nichts, weil ich das Buch an einem Tag verschlungen habe.
Eigentlich kennen wir die Geschichte: entlaufene Nonne, Vernunftehe, berühmter Ehemann, grosses Haushalt.
Was es besonders macht, ist die Schreibweise von Asta Scheib: fesselnd, ehrlich, gedankenreich und absolut weise von der ersten bis zur letzter Seite.
Es ist schon nicht leicht, uns so plötzlich ins 16. Jahrhundert zu versetzen - aber es geschieht hier so gut, dass wir es beinahe riechen können. Nicht nur das Mädchen lernen wir kennen, sondern auch ihr vorheriges Leben im Kloster, ihre Familie, ihre verborgene Geheimnisse und auch ihren Glauben an Gott. Das Leben in Wittenberg und die Beziehung zu Luther wird sehr realistisch, facettenreich und ohne Romantik beschrieben - heiter bis wolkig, und manchmal mit Gewitter, wie das Leben selber.
Die Hauptfiguren sind alle aus Fleisch und Blut, echt und lebendig dargestellt, nicht aus Plastik, wie in vielen Bücher, die "alte" Geschichten erzählen. Aus dem Mädchen wird streitende Ehefrau und ihre Kinder zur Grabe tragende Mutter, aus der Vernunftehe in gemeinsam erlebten Tragödien zusammengeschwiesste innige, alte Liebe.