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Metal Stammtisch für alle Fans der harten Mucke :)

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Pumpel

Beiträge: 552

Post #61 geschrieben am 11.12.2016 - 21:23

@ O.L.:
... danke für die gut verständliche Einführung :-)! Kann man als Außenstehender wahrscheinlich schwer nachvollziehen ... :-O ... kann nur nicht ganz verstehen, was eine melancholische Persönlichkeit für einen evolutionspsychologischen Wettbewerbsvorteil darstellt, normal bleibt ja immer nur das erhalten, was gut an die Umwelt angepaßt ist ... der Pumpel grübelt weiter ... normalerweise würde man ja denken, das freudige und positiv eingestellte Menschen die besten Fortpflanzungs-Chancen haben, gibt es da irgendwie Statistiken drüber, wie viele Menschen unter einer melancholischen Persönlichkeit "leiden" ... :-O?

(Post editiert am 11.12.2016 - 21:23)

Onkel Lou

Beiträge: 95

Post #62 geschrieben am 11.12.2016 - 21:30

Welchen evolutionären Vorteil hat Kurzsichtigkeit? Welchen evolutionären Vorteil haben schmale Becken bei Frauen, die dadurch über Generationen hinweg deswegen mitsamt Kind im Kindbett starben? Welchen evolutionären Vorteil hat eine bipolare Störung? Welchen Vorteil bringt uns die Gabe zur höchsten Kreativität und Intelligenz, deren Ursprung aber gleichzeitig auch Schizophrenie auslöst?
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass man im Endeffekt an diesem Punkt die Menschheit aus der klassischen Evolutionstheorie ausschließen muss. Man muss die Menschheit nicht als individuelles evolutionäres Wesen betrachten, sondern als einen komplexem Organismus, in dem es einfach schlechte Gene gibt, die aber durch andere Vorteile diese Nachteile wieder aufwiegen und im Gesamtorganismus durchaus in ihrer Fehlerhaftigkeit einen Vorteil darstellen können.
Man kann das so ein bisschen sehen wie Leukämie bei Menschen über 85: EIGENTLICH eine tödliche Krankheit, die jedoch durch ihre Erhöhung des Zellwachstums der extremen altersbedingten Verlangsamung genau dessen entgegen wirkt und somit diesem Menschen tatsächlich ein längeres Leben beschert ^^
ODER: Mutter Natur setzt alles daran, den Fehler Menschheit auszumerzen und hat den evolutionären gesunden Verstand beim Menschen irgendwann ausradiert XD

edit: außerdem habe ich festgestellt, dass Frauen Melancholie oftmals anziehend finden, weil sie vor allem bei intelligenten Männern auftritt. Und ich schätze mal, Männer mögen melancholische Frauen, weil sie weniger Widerworte geben ôO XD Aber DAS ist grade eine laienhafte VErmutung aus dem Stand heraus. Meine Frau empfindet mich jdf als einen Ruhepol/Gegenpol ^^

edit 2: Außerdem, überlege mal, wie lange die Menschheit existiert. Das ist evolutionär betrachtet eine wirklich kurze Zeit, weswegen wir i.A. noch sehr viele rudimentäre Eigenschaften haben, die eher kontraproduktiv sind und sich noch immer munter weiter vererben, weil die entsprechende Mutation, die das ganze ausmerzt, noch nicht eingeführt/durchgesetzt hat ^^

(Post editiert am 11.12.2016 - 21:38)

Pumpel

Beiträge: 552

Post #63 geschrieben am 11.12.2016 - 21:53

... naja Mutationen sind ja sehr einschneidende Ereignisse, die sind eigentlich fast immer negativ selektiert, außer eben bei einschneidenden Umweltveränderungen, dann können das auf einmal die großen Gewinner sein ;-) ... stimmt schon, die Menschheit ist ja evolutionsmäßig noch im Kindesalter ;-), da ist noch viel Luft nach oben :-D, evtl. ist die Melancholie auch an irgendeinen Evolutionsvorteil gebunden ... oder aber melancholisches Weibchen findet sich immer mit melancholischem Männchen zusammen, die Kinder sind wieder melancholisch usw. ... :-O ... man müßte halt mal wissen, wie die Statistik dazu im Laufe der Jahrhunderte aussieht, falls es so etwas gibt, wobei das natürlich für die Evolution nur einen Sekundentakt darstellt ... ;-) ...

Onkel Lou

Beiträge: 95

Post #64 geschrieben am 11.12.2016 - 23:12

Also grundsätzlich sind Mutationen neutral zu bewerten. ^^ Allein die Blutgruppen sind schon spontane Mutationen, die bei bestimmten Krankheiten Vorteile und bei anderen Nachteile brachten. Uns fallen leider (menschliche Denkweise) immer zuerst die negativen Mutationen ein. *g* Aber letztlich ist jede genetische Veränderung eine Mutation.

Wobei ich persönlich jetzt nicht gerade die Erfahrung gemacht habe, dass bei Melancholie "gleich und gleich gesellt sich gerne" gilt.
Aber mal sozial betrachtet, macht es schon Sinn, dass sich Melancholie bewahrt hat. Musik, Literatur und andere kreative Dinge sind ein essenzieller Bestandteil der menschlichen Sozialstruktur - es prägt uns emotional und hat damit einen gewissen Suchtfaktor beim Menschen. Durch unsere Gruppenorganisation sind wir nicht mehr so sehr von der Evolution abhängig - wir können genetische Defizitie durch Intelligenz und Gruppenverhalten wieder ausgleichen; andererseits überlegen wir uns jetzt mal, z.B. in der Antike: wir haben einen melancholischen Menschen, der sagen wir mal, Theaterstücke schreibt. Wenn man diesen Menschen jetzt betrachtet, dann sieht man nicht "nur" die evolutionären Nachteile, sondern vielmehr sieht man eher die Tatsache, dass derjenige "es sich leisten kann", so zu sein. Damit ist sozial betrachtet ein gewisser Wohlstand verbunden - und Wohlstand ist eine sehr attraktive Sache in der Gesellschaft; schon immer gewesen. ^^

Und sorry, dass ich jetzt hier so ausführlich bin. Wie gesagt, ich bin nicht gut um "smalltalk" - ich sehe eher so etwas als "smalltalk" an. ^^'

Pumpel

Beiträge: 552

Post #65 geschrieben am 11.12.2016 - 23:59

... find ich gut, daß Du ausführlich bist :-), bei meinem kindlichen Gemüt kann's nicht ausführlich genug sein :-D, naja mit den Mutationen ... es stimmt schon, daß wir erfolgreiche Mutationen haben, wir vergessen aber dabei die vielen "Versager-Mutationen", die niemals Aufsehen erregt haben, also sozusagen niemals "das Licht der Welt groß erblickt haben", ich denke mal, wir liegen im Verhältnis von 99 : 1, zugunsten der Versager ;-), die "Gewinner" liegen uns dafür umso mehr am Herzen :-) ... mit den melancholischen und depressiven Künstlern, da gibt es viele, besser gesagt, gibt es "andere" ;-), aber bedienen die nicht auch Kunstkonsumenten mit ebensolchen Persönlichkeitsmerkmalen ;-), oder hören positiv und freudig gestimmte Charaktere Gothic, lesen Kafka oder schauen sich expressive Kunstwerke an ;-), außer natürlich es ist gerade "in" bzw. beruflich bedingt, würde bedeuten, daß die Spitze des Eisbergs der Melancholiker, andere, eher "gemäßigte" ;-), mit Kunst versorgen und sich dadurch Reichtum und Sexualpartner verschaffen und einen Evolutionsvorteil besitzen, eine Gesellschaft innerhalb der Gesellschaft sozusagen :-O, ... ich bin mal durch Zufall in Leipzig in diesen jährlichen Gothic-Tag geraten ... :-O, ich dachte wirklich, ich bin in einer total anderen Gesellschaft gelandet :-D ...

(Post editiert am 12.12.2016 - 00:00)

Onkel Lou

Beiträge: 95

Post #66 geschrieben am 12.12.2016 - 10:25

*lol* Ja, Gothics sind schon ein interessantes Völkchen ^^ Nix für mich, auch wenn ich ihren Kleidungsstil SUPER finde *.* Aber ist mir letztlich meistens einfach zu viel Aufwand, den durchzuziehen XD Die stehen ja länger vor dem Spiegel als meine Schwiegermutter! XD
Wobei jetzt nicht zwangsläufig nur melancholische Menschen melancholische, traurige Kunst mögen. Nehmen wir mal die ganze Dramengeschichte zum Beispiel; aus dem Stehgreif nenne ich jetzt einfach mal den Schimmelreiter von Storm oder von mir aus Kabale und Liebe von Schiller, die Judenbuche von Droste-Hülshoff oder Dantes Inferno. Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass diese Werke weniger positive Stiimmung und Kernaussagen haben, als jetzt Komödien wie z.B. Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung von Grabbe. Aber gerade diese düsteren Dramen schaffen es zu weit mehr Ruhm und breiterer Beliebtheit, als die positiven Werke der Geschichte. Das hat mehrere Gründe: 1. wir ergötzen uns gerne am Leid anderer. 2. Wir LERNEN aus dem Leid anderer. 3. Empathie mit leidenden Artgenossen schweißt uns sozial zu sammen. Vgl wenn es zu Katastrophen kommt: Auf einmal ist jeder Zwist vergessen und die Menschen arbeiten zusammen. Leid und MITleid schweißen unsere Gesellschaft zusammen - und Mitleid muss man lernen; das geht besonders gut über die Kunst; fiktives Leiden spricht uns an, ohne dass jemand Lebendiges zu Schaden kommt, daher ist es ein wichtiger sozialer Faktor. Warum sonst sind gerade die bittersüßen Liebesgeschichten a la Romeo und Julia so dermaßen beliebt?
Und jetzt Beispiel Gothic: meine Frau z.B. nennt Gothic ihre "gute Laune Mucke", weil sie die emohaften Texte als so dermaßen lächerlich empfindet, dass es sie wieder aufmuntert. ^^ Wohingegen die getragenen Balladen vom Metal bei ihr eher das Gegenteil bewirken ^^

Ich behaupte ja auch nicht, dass jeder Künstler melancholisch ist, weiß Gott. Würde mich nicht wundern, wenn viele von denen das auch "nur" als erfolgreichen Werbegag nutzen. ^^ Ich denke auch nicht, dass jeder Melancholiker ein Künstler jedweiger Art ist - dazu gehört dann nämlich auch noch eine entsprechende Begabung, Kunst zu produzieren. :-)
Ich muss jetzt z.B. sagen, dass meine Melancholie und meine Kunst nicht viel miteinander zu tun haben; klar, manchmal zeichne ich in dem Versuch, das innere Bild zu Papier zu bringen, aber mit eher mäßigem Erfolg. ^^ Von den Gedichten abgesehen (für die Melancholie aber nicht ausreicht), sind meine Schriftwerke tatsächlich eher von meiner Logik und meinen Alltagsgedanken über den Kern der Gesellschaft getragen, die ich eigentlich relativ emotional neutral angehe. ^^ Im Grunde ist gerade der Horror- und Fantasybereich stark von Gesellschaftskritik durchwirkt und da sind so Emotionen wie Melancholie eher störend, weil sie den Blick verklären ^^
Für mich persönlich ist die Melancholie dann mein Rückzugsort, einfach mal die Seele baumeln lassen und sich in seiner eigenen Gefühls- und Gedankenwelt verlieren; manchmal von Musik unterstützt, aber meistens brauche ich dafür einfach nur Dunkelheit, Kälte und die freie Natur. :-) Kraft tanken und abschalten.

Pumpel

Beiträge: 552

Post #67 geschrieben am 12.12.2016 - 17:58

@T.T.:
... also der Hauptunterschied zwischen einer Depression und einer depressiven Episode ist die "Vergesslichkeit" ... :-O ... der Pumpel grübelt ... gibt es dafür eine Erklärung, warum gerade die "Vergesslichkeit" das Krankheitsbild definiert und welche weiteren Unterschiede gibt es zwischen diesen beiden Krankheitstypen ... :-O ?

(Post editiert am 12.12.2016 - 20:02)

Onkel Lou

Beiträge: 95

Post #68 geschrieben am 13.12.2016 - 18:42

Also meine Frau hat in ihrem Psychologiestudium & beim Psychiater gelernt, dass es erst eine "echte" Depression genannt werden darf, wenn die Phase MINDESTENS 2 Wochen durchgehend andauert. Davor ist es eine depressive Phase oder ein depressiver Schub. Es ist tatsächlich die Dauer der depressiven Phase, die darüber entscheidet, wie der Arzt es nennt. ^^ Wobei ich an diesem Punkt nicht weiß, ob die Ärzte da zwischen psychisch bedingter und neurologisch bedingter Depression unterscheiden. oÔ Meine Frau hat zweiteres - also seit Geburt Depressionen aufgrund von nicht funktionierenden Neurotransmittern im Hirn... Da hilft auch keine psychologische Therapie mehr, da helfen nur noch die Tabletten und "auf besseres Wetter warten".
Burnout ist btw. in der Psychologie unter "Stressdepression" geführt. ^^ Der Begriff selbst leitet sich tatsächlich davon ab, dass der erste Psychiater, der diese Krankheit beschrieben hat, sie selbst durchgemacht hat - "Burnout" war/ist übrigens eine typische Männerdiagnose; deswegen wird sie auch verwendet: es klingt an, dass man sich "kaputt geschuftet hat", womit das Ego des starken Geschlechts nicht so sehr angekratzt wird, wie wenn es heißt "Stressdepression" - das ist der ganze Hintergrund des sog. Burnoutsyndroms. ^^
k.a. ob das Thema hier die anderen stört, dann könnte man sich ggf woanders hin verlegen, um die armen Leuts hier nicht noch zu zu Gothics oder Emos zu machen XD


@tt: "Mutter" ist ein tolles Lied. XD Sehr hilfreich, wenn man sich mal wieder über die Schwiegermutter aufregt *lol*

Pumpel

Beiträge: 552

Post #69 geschrieben am 13.12.2016 - 19:12

@ O.L.:
... finde das Thema sehr interessant, vorallem Eure ganzen Erläuterungen, vielleicht könntest Du mal ein Forumsthema dazu in's Leben rufen :-) ...

Onkel Lou

Beiträge: 95

Post #70 geschrieben am 13.12.2016 - 21:45

So, hab mal aus Ermangelung einer Diskussionsecke im Off-Topic aufgemacht. ^^
Bin nur grad nicht zu längeren Ausführungen fähig, da ich schon halb auf dem SPrung in die Kiste bin (5 Uhr Tagwacht und 9 Stunden Tag *yay*)

Link: http://www.tausch-buecher.de/forum/Off+Topic-2/Diskussionen-1401.html

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